9/8/2017
Wirkungsmodell Stephan Bacon und Simon Priest
Die heutige Erlebnispädagogik ist geprägt durch spezielle Wirkungsmodelle, die zuerst durch Stephan Bacon definiert und später durch Simon Priest ergänzt wurden. Bereits Kurt Hahn beschreibt anhand seiner Verfallsthesen und deren Konzepte, um diesen entgegenzuwirken, verschiedensten Erwerb von Kompetenzen. Die aktuelle Erlebnispädagogik hat diese zu den sogenannten Wirkungsmodellen ausgeweitet, die nochmals zwei Entwicklungsschritte innehaben. Diese Wirkungsmodelle werden an dieser Stelle nun detailliert beschrieben, um die Besonderheit der erlebnispädagogischen Methode zum Kompetenzerwerb herauszustellen.
Stephen Bacon (1987) hat in „Three Stages in Evolution oft the Outward Bound Process“ die bis heute bekanntesten Wirkungsmodelle herausgearbeitet. Dies ist zuerst das Modell „The mountain speaks vor themselves“, bzw. Outward Bound Modell, bei dem ganz bewusst auf eine anschließende Reflexion verzichtet wird. Des Weiteren definierte er das Outward Bound Plus Modell, dass auf Aktion und Reflexion basiert. Ziel ist es anhand der Erlebnisse und Reflexion, einen Transfer in den Alltag herzustellen. Das dritte von Bacon definierte Modell ist das metaphorische Modell. Auch hier besteht ein Zusammenspiel zwischen Aktion und Reflexion, der Fokus liegt dabei aber auf der Aktion, und Metaphern werden bewusst eingesetzt, um den Transfer der Erlebnisse in den Alltag zu gestalten.
Die Wirkungsmodelle von Stephan Bacon wurden im Laufe der Jahre durch Simon Priest (1994) weiter differenziert und stellen die aktuelle Grundlage der erlebnispädagogischen Arbeit dar. Simon Priest entwickelte sechs Lernmodelle, die sich auf zwei Lernblöcke aufteilen und sich jeweils bedingen. So sind dies Aktion und Reflexion und Erfahrung und Entwicklung. (Kölsch, 1998:20) Folgende Differenzierungen wurden von Simon Priest an dem Modell von Bacon vorgenommen.
⎫Handlungslernen pur (learning and doing)
⎫kommentiertes Handlungslernen (learning by telling)
⎫Handlungslernen durch Reflexion (learning through reflection)
Hierunter besteht die Wirksamkeit in der Verhaltensänderung nach den Aktivitäten. In den weiteren drei Differenzierungen wird die Wirkung in der Nutzung entwicklungsfördernder Kräfte bereits vor, während und durch die Lernsituation gesehen. (Kölsch, 1998:20)
⎫direktives Handlungslernen (direction with reflection)
⎫metaphorisches Handlungslernen (reinforcement in reflection)
⎫indirekt metaphorisches Handlungslernen (redirection before reflection)
Die Erlebnispädagogik besitzt somit als handlungsorientierte Methode verschiedene Ansätze, um Verhaltensänderung oder anders gesagt den Kompetenzerwerb mit der Gruppe zusammen zu entwickeln. „Der Spaß mit der Gruppe und die Auseinandersetzung in der Gruppe, die Rollenverteilung, all dies eröffnet eine Vielzahl von Feldern sozialen Lernens.“ (Heckmaier/Michl, 2012:125) Die Erlebnispädagogik ist auch durch ihre Leitsätze wie „learning by doing“ oder „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ gekennzeichnet. Somit ist das Verständnis der Arbeit als Erlebnispädagoge ein ganzheitliches Bildungskonzept. (Heckmaier/Michl, 2012:127) Wie bereits bei Kurt Hahn gekennzeichnet, geht es um die Persönlichkeitsentwicklung, die Entwicklung von Soft Skills.
Erlebnispädagogik gilt als ein nonformales Bildungskonzept. Heraustreten aus dem Alltag, um sich mit einem Erwerb von Lerninhalten zu beschäftigen, die dem sozialen Lernen, der Charakterbildung und Persönlichkeitsentwicklung dienen. In Reflexionen wird das soziale Interagieren erlernt oder Kompetenzen erweitert. Reflexion gilt es, in der Gruppe im Austausch miteinander zu haben, aber ebenfalls das eigene Handeln kritisch und selbstreflektiert zu analysieren. Anhand spielerischer Aktionen und besonderer Erlebnisse verfestigen sich diese Ereignisse und wirken prägend auf das Individuum, aber auch auf die agierende Gruppe ein. Gemeinschaft und ein wertvolles Miteinander stellen sich ein. In diesem Umfeld können sich Werte und Normen gestalten und verfestigen. Ein hoher Kompetenzerwerb steht im Fokus der erlebnispädagogischen Arbeit.